Awareness-Konzept der Fachschaft Anglistik & Romanistik der CAU Kiel (Stand Juni 2024)

 

1. Definition von “Awareness” 

Unter Awareness verstehen wir eine bewusste Haltung und Praxis, die gegen jegliche Art von Diskriminierung und Gewalt wirkt, sensibel gegenüber bestehenden Hierarchien ist und versucht, solidarische Lösungen zu finden. Besonders bei großen Veranstaltungen wie von der Fachschaft veranstaltete Events kann es zu Grenzüberschreitungen, übergriffigem und diskriminierenden Verhalten kommen. Durch Awareness und das Awareness-Team sollen Grenzen und Bedürfnisse wahrgenommen und eingehalten werden und Betroffene nach Bedarf Unterstützung erhalten. Awareness trägt somit zu einer Atmosphäre bei, bei der sich alle Beteiligten sicher und wohlfühlen. 

Zu den Grundsätzen der Awareness zählen für uns neben Konsens bzw. Zustimmung, also dem Respektieren und Einhalten individueller Grenzen, auch Definitionsmacht und Parteilichkeit. Definitionsmacht bedeutet, dass die betroffene Person immer bestimmt, wo ein Übergriff beginnt, und sie das Recht hat zu entscheiden, wie es nach dem Vorfall weitergeht. Unter Parteilichkeit verstehen wir, dass die Wahrnehmung der betroffenen Person nicht infrage gestellt wird und wir uns solidarisch mit dieser zeigen. 

 

2. Grundsätzliches 

Dieses Konzept findet in allen von der Fachschaft Anglistik & Romanistik der Christian- Albrechts-Universität zu Kiel ausgerichteten Großveranstaltungen Anwendung, in denen Alkohol ausgeschenkt werden. 

Die Mitglieder des Awareness-Teams sind vor und während ihrer Schicht nüchtern. Im Rahmen der Möglichkeiten ist die Zusammensetzung des Awareness-Teams divers. Zu den Aufgaben des Awareness-Teams gehört neben der aufmerksamen Beobachtung des Veranstaltungsgeschehens auch das eigenständige Ansprechen von Personen nach eigenem Ermessen. Der Eigenschutz hat jedoch stets Vorrang vor dem Schutz anderer. 

Das Awareness-Team behält sich das Recht vor, einzelne Besucher:innen bei negativ auffallendem Verhalten, auch unter Hinzuziehung von Sicherheitskräften, des Events zu verweisen. 

Je nach Veranstaltung wird ein stetig wechselndes Codewort vereinbart und über die Social-Media-Kanäle der Fachschaft kommuniziert, um zusätzliche Möglichkeiten zur Hilfeleistung zu schaffen. Die Grundausstattung des Awareness-Teams umfasst einen Erste-Hilfe-Koffer, Wolldecken, Traubenzucker, Schokolade und Softdrinks wie zum Beispiel Coca-Cola sowie eine Liste mit Notfallnummern (siehe 6. Professionelle Hilfe). Stift und Papier sollen sicherstellen, dass auf verschiedene Arten kommuniziert werden kann. (Leitungs-)Wasser wird allen Teilnehmer:innen der Veranstaltungen immer kostenlos zur Verfügung gestellt. 

Das Awareness-Team trägt neben T-Shirts mit dem Logo der Fachschaft auch pinke Westen mit Lichtreflektoren. 

 

3. Vor den Veranstaltungen 

Das Konzept wird auf der Website der Fachschaft veröffentlicht, die Bekanntgabe erfolgt über einen Instagram-Post, in dem dieses verlinkt und auf die Website hingewiesen wird. Dabei wird auch darüber informiert, wie das Awareness-Team zu erkennen und wo es während der Veranstaltungen zu finden ist. 

Kostenfreies (Leitungs-)Wasser wird immer zur Verfügung gestellt, um die Sicherheit und das Wohlbefinden der Gäste zu gewährleisten. Sofern möglich, wird sichergestellt, dass die Veranstaltungen barrierefrei sind, um sicherzustellen, dass keinen Besucher:innen die Teilnahme verwehrt wird. Das Awareness-Team hat stets Zugriff zu seiner Grundausstattung (siehe oben). Die Fachschaft stellt immer einen Rückzugsort zur Verfügung. Bei Veranstaltungen, die auf dem Gelände der Universität stattfinden, dient der Raum der Fachschaft als solcher. Bei anderen wird ein anderer Rückzugsort bestimmt. 

Die Kommunikation mit der Location umfasst die Klärung der Gegebenheiten vor Ort sowie die Zusammenarbeit mit dem Sicherheitsdienst. Es wird sichergestellt, dass alle Beteiligten über das Awareness-Konzept informiert sind und dieses unterstützen. 

Für die Verständigung innerhalb des Awareness-Teams wird eine Informationskette festgelegt. Bei Möglichkeit werden persönliche Handys verwendet, andernfalls werden Teammitglieder herbeigerufen. Während der „Sprachverlust“ können auch bspw. Walkie-Talkies, die vom Sicherheitsdienst zur Verfügung gestellt werden, genutzt werden. 

Die gesamte Fachschaft ist über das Awareness-Konzept informiert und aktiv in dessen Umsetzung involviert. Dies fördert ein gemeinsames Verständnis und eine 

effektive Zusammenarbeit. Die Schichten für das Awareness-Team werden im Voraus eingeteilt, um eine durchgehende Präsenz und Unterstützung während der gesamten Veranstaltung sicherzustellen. 

 

4. Während der Veranstaltungen 

Abhängig von der Art der Veranstaltung ist das Awareness-Team an unterschiedlichen Orten präsent. Während des Sommergrillens bspw. ist das Awareness-Team dauerhaft an einem festen Punkt auffindbar. Im Zuge der „Sprachverlust“ werden die Teammitglieder auch herumlaufen, um Sichtbarkeit und eine kontinuierliche Präsenz zu gewährleisten. Die genaue Verteilung richtet sich nach der Anzahl der verfügbaren Teammitglieder. 

Die Hauptaufgabe des Awareness-Teams während einer Veranstaltung besteht in Wachsamkeit. Teammitglieder sprechen Personen gegebenenfalls an und erkundigen sich nach ihrem Wohlbefinden. Das Team ist für alle Teilnehmer:innen ansprechbar und steht ihnen jederzeit zur Verfügung. 

Im Falle einer Grenzüberschreitung oder eines Übergriffs wägt die Awareness-Person zuerst ab, ob man alleine oder zusammen interagiert oder direkt die Security hinzuzieht. Dann wird die betroffene Person nach ihrem Wohlbefinden gefragt und ggf. Unterstützung angeboten, je nachdem, was die Person benötigt. Sollte die betroffene Person dies verneinen, respektiert das Awareness-Team diese Entscheidung und weist darauf hin, dass sich die Person auch später noch an das Awareness-Team wenden kann. Zu jeder Zeit gilt die Definitionsmacht der betroffenen Person sowie die Parteilichkeit mit dieser. 

Im Falle von Gefahrensituationen wie bspw. Übergriffen oder physischer Gewalt wird die Informationskette aktiviert. Zum Schutz der eigenen sowie der Sicherheit anderer wird in solchen Fällen unverzüglich die Polizei und/ oder der Sicherheitsdienst hinzugezogen. 

 

5. Nach den Veranstaltungen 

Um die Effektivität des Awareness-Konzepts zu überprüfen, wird nach den Veranstaltungen eine zuvor beworbenen Evaluation durchgeführt. Diese erfolgt entweder durch eine anonyme Umfrage via Google Docs oder durch direkte, nicht-anonyme Rückmeldungen per E-Mail oder Instagram. Im Anschluss an die Evaluation findet eine Nachbesprechung im Rahmen einer Sitzung statt, bei der alle Mitglieder 

der Fachschaft die erhaltenen Rückmeldungen besprechen. Basierend auf den Ergebnissen dieser Besprechung wird das Konzept gegebenenfalls angepasst. 

 

6. Professionelle Hilfemöglichkeiten 

• Hilfetelefon sexueller Missbrauch: 0800 22 55 530 

• Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen: 0800 116 016 

• Heimwegtelefon: 030 120 74 182 (kostenlos, man gibt den aktuellen Standort und das Ziel an, im Notfall wird die Polizei gerufen) 

• Hilfetelefon "Schwangere in Not": 0800 40 40 020 (anonym, sicher und kostenlos) 

• Telefonseelsorge: 0800 111 0 111 und 0800 111 0 222 

• Opfertelefon weißer Ring (für alle Gewaltopfer): 116 006 

• Frauenhaus-Notfallnummer: 0711 54 20 21 

• BASTA (Beratung Asta) 

• Polizei: 110